Freitag, 28. Oktober 2016

Outreach



Mambo ihr Lieben
Sorry für die lange Pause, aber dass die Abstände zwischen Geschriebenem größer werden würden prophezeite ich ja schon.
 
Eigentlich war der Plan am Mittwoch zu veröffentlich, Leider kam ein Malaria-Schub dazwischen, der mich, dank frühem medikamentösen Eingriff, nur zwei Tage aus der Bahn warf.  
Also:
Nach den Monaten des Einlebens und Arbeitens ging am 10.10 der erste Missionseinsatz der Youthministry, welcher ich zugeteilt bin, los.
Unser Ziel wurde mir im vor hinaus als Loita Hills, Kenia beschreiben. Viel mehr Informationen gab es nicht. Da ich außerdem als einziger Weißer mitfahren sollte, war ich gespannt oder eventuell auch geängstigt auf das kommende.
Luxus
Loita Hills ist ein Teil des Massai Landes an der Grenze zu Tansania und liegt schrägt über dem Massai Mara Nationalpark im County Narok. Massai Land heißt, dass in diesem Landstrich der Stamm der Massai lebt, welcher ja grade in Europa recht bekannt ist.
Untergebracht waren wir im Haus eines ortsansässigen Pastores, der uns seine ehemalige Behausung zur Verfügung stellte. Für uns hieß das: Betten! eigenes Klo und Dusche, und das allein ist ein maßloser Luxus!
Wer von euch jetzt die europäischen Vorstellungen von Klo und Dusche hat, den muss ich leider enttäuschen. Klo heißt Wellblechhütte mit Loch im Boden und Dusche heißt Wellblechraum daneben ohne Loch im Boden. Als ich dann das erste Mal aus einem Wasserkübel duschte (was gar nicht so anders ist als im Fluss), war ich doch erstaunt, dass man sich selbst nach einer Waschung mit derart dreckigem Wasser so frisch fühlen kann.
Auf dem Grundstück unseres Gastgebers leben so ziemlich alle Haustiere außer Pferd und Schwein.
Die daraus resultierende Geräuschkulisse war, sagen wir, gewöhnungsbedürftig. Gerade Esel und Hahn setzten mir um 5 Uhr morgens zu, was dann mit meinen Träumen der Tagesverarbeitung einen  komischen Cocktail des Erwachens ergab.
Unser Gastgeber selbst ist das Perfekte Beispiel für das Pastorenamt in Kenia, welches in meinen Gedanken manchmal ein Grund wahrer Besorgnis darstellt.
Bis vor ein paar Jahren konnte sich in Kenia  noch jeder als Pastor betiteln. Wobei betiteln das richtige Wort ist, da es eher als Titel als als Amt verstanden wird.
Zum Glück fordert das Pastor sein seit ein paar Jahren jetzt ein Zertifikat des Staates. (Kenianer lieben Zertifikate!!!) und zum Glück wurde das Predigen zum Gelderwerb im Radio und Fernsehen verboten!
Denn Folgendes begegnete mir im Radio: Eine Frau predigte, und zitierte aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn: Der jüngere Sohn sagte zu seinem Vater: „Ich möchte meinen Erbteil von deinem Besitz schon jetzt haben“ […].(NLB Lukas 15 v.12) Daraufhin forderte sie die Zuhörer allen Ernstes auf, ihm dies gleich zu tun und ihr diesen Erbteil doch bitte zu geben, denn das sei was der Herr wolle.
Warum unser Gastgeber nun das perfekte Beispiel ist? Wenn einem in Kenia der Titel des Pastors nicht mehr reicht, setzt man vor seinen Namen ein „Bishop“. Dabei ist es witzigerweise egal, dass die Kirchen eigentlich alle protestantisch sind. Dieser Bischof ist dann also der Leiter mehrerer Kirchen im Land. Doch der Ehre nicht genug, setzt der Unsere noch ein DR. dazwischen.
Dies klingt nun alles sehr negativ, was es aber nicht ist! Ich hab viele gute Pastoren getroffen, die in diesem Land wirklich ein wahrer Segen sind! Worunter auch unser Gastgeber vorzufinden ist.
Was wird auf einer solchen Campaign eigentlich gemacht?
Die Antwort ist evangelisiert.
Und zwar dies auf verschiedenste Art und Weise, so haben wir zum Beispiel am ersten Tag auf dem Marktplatz des nahegelegenen Dorfes einen Einsatz gehabt, mit ein bisschen Musik und einer Predigt, oder eben von Haus zu Haus, um den Leuten ganz persönlich die gute Nachricht zu bringen.

Ein solcher Zaun umgiebt hier jedes Haus und Grundstück


Massai
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich in die Menschen der Massai verlieb habe.
Warum, zeigt folgende Beschreibung:
Vorletzten Samstag bestrebte es mich, einen nahegelegenen „Berg“ zu besteigen, der die Gegend, welche Loita Hills genannt wird, zu dessen Namen verhilft.

Als ich nun oben angekommen zu meinem Erstaunen welliges Weideland fand, auf welchem Schafe gemütlich grasten und welches mich ein bisschen an Bilder von Wales nur ohne Regenwolken erinnerte, sah ich 2 Hirten in einiger Entfernung stehen.
Wie ich schon gelernt hatte, ist es in diesem Landstrich üblich, sich wann immer möglich zu grüßen und sich aneinander zu freuen. So ging ich also zu diesen Hirten, wie ich dachte, und grüßte mit meinen dürftigen Massai Sprachkenntnissen. Die beiden Gegenüber freuten sich sehr und ein Gespräch entfachte, welches einfach ohne Laute voranging, denn keiner der beiden konnte Englisch.
Ich hab mich noch nie so wortlos mit einem Menschen unterhalten. Doch fand ich dann im „Gespräch“ heraus, dass ich Pastor Josef getroffen hatte. Als ich ihm dann meinen Plan erklärte, die Gegend erkunden zu wollen, wurde er prompt mein Führer. Wir beteten zusammen und er führte mich schlussendlich bis zu meiner Unterkunft zurück, wo ich ihn dann zum Essen einlud. Dieser Mann ist einfach 1 ½ Stunden mit mir rumgelatscht; in Deutschland nahezu unmöglich.

Es bestätigte mir, dass diese Leute einfach sehr herzlich sind, eine Kultur mit Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Dies hat mich sehr beeindruckt.
Eine andere interessante Begegnung hatte ich mit den Massai, als ich einen ehemaligen Mitarbeiter des großen Nationalparks Massai Mara traf. Der Tourismus um die Massai herum ist tatsächlich schon längst Teil der Kultur geworden, da es für viele Menschen dieses verhältnismäßig kleinen Stammes eine berufliche Beschäftigung darstellt. Das Interessante an dieser Person jedenfalls war, dass Sprachtalente nicht nur an Universitäten gefunden werden… das erkannte ich, als er mich auf Deutsch ansprach und mir im Laufe des Abends erzählte, dass er über 20 Sprachen könne. Deutsche Worte in den Untiefen des asphaltfreien Busches Kenias zu hören, war eine schöne Abwechslung zu den mir unverständlichen Lauten, die sonst um mich rum ertönten. Die Sprache Massai erinnert mich an einen Genuschelten Spanischen Rap in Zungenknotender Geschwindigkeit. Die Redseligkeit der Loita machte Spaß, wenngleich es für mich nichtssagend war. Aber daran gewöhnte ich mich erstaunlich schnell.
 
Autopanne
So richtig nützlich fühlte ich mich das erste Mal bei einem Problem mit der Bremsanlage unseres Autos, welches mit mangelnder Bodenfreiheit gänzlich ungeeignet für diese Gegend war. Als wir nach zwei Tagen dann die falschen Ersatzteile bekamen, konnte ich die linke Vorderbremse mit einem Dorn eines Busches vom Rest der Anlage trennen. Somit waren die restlichen Fahrten ein interessantes Drift- und Rutsch-Abenteuer. Not macht erfinderisch.

(Übrigens hat es durchaus seine Vorteile, nichts zu haben als Zeit. So kam es, dass ich in der Ersatzteile-Wartezeit gut 1/3 der Bibel Las.)
Gottesdienst
Sontags gingen wir dann in die größte Gemeinde der Gegend, für mich in vielerlei Hinsicht ein anstrengendes Unterfangen. Aber abgesehen von sechs Stunden Gottesdienstlänge und einem Wirrwarr mir nicht geläufiger Sprachen, waren die Massai Tänze auf die 3 Akkord 1 Satz Lieder doch ganz unterhaltsam. Diese Menschen sind einfach mit fröhlichen Herzen gesegnet, denn eins dieser Lieder geht meist 15 Minuten und es ermüdet sie ganz und gar nicht, in hüpfenden Schlangen das Gebäude zu verlassen um dann genauso hüpfend an anderen Eingängen wieder freudestrahlend zu erscheinen. Dies ist natürlich eine Angelegenheit, die hauptsächlich den Frauen obliegt, wie so ziemlich alles in dieser Kultur.
Zimmerkamerad
Seit dem ersten Oktober habe ich jetzt einen solchen. Ich betrachte ihn als die größte Herausforderung meines Lebens, und bin ganz gespannt, mich dabei selbst zu beobachten. Denn er Ist der einzige Mensch der Station, mit welchem ich nicht klarkomme. Dass er mich nicht mag, liegt daran, dass ich wohl eine Konkurrenz in seinen musikalischen Aufgaben bin. Wahrscheinlich war es hinderlich, dass ich gleich zu Beginn meiner Zeit hier ihm ein paar Ratschläge am Klavier zukommen ließ, als ich ihm beim Spielen antraf. Dass er und die meisten ihn als Musikalischen Genius verstehen, konnte ich nicht ahnen oder hören und so hab ich wohl seinen Stolz verletzt und mich gleich in eine denkbar unangenehme Position gebracht. Seit dem das musikalische Bindeglied im Indischen Ozean ertrank, ist Musik und wir auf dieser Station schwierig. Und so kommt es, dass ich meine Band sehr vermisse.
Andere Schwierigkeiten entstanden, als ich herausfand, dass er ein Ordnung liebender Mensch ist. Die meisten Leser wissen, dass dies ein grober Gegensatz zu meiner tiefsten Charaktereigenschaft ist. 
So heißt mein Leben jetzt drei Mal die Woche Putzen.
Ich hab noch nie in meinem Leben
so viel Wortlose Zeit mit
einem Menschen verbracht.


Gut, Schlussendlich gilt zu sagen, dass es mir gut geht und die Zeit echt verfliegt.
Liebe Grüße aus dem staubigen Nairobi =)

3 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Danke Samual für den ausführlichen Bericht. Fionas Oma und Opa wünschen Dir weiterhin Gottes Segen und alles Gute

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  3. Vielen Dank für das treue Lesen und die netten Wünsche=)

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