Freitag, 24. März 2017

Buschfunk



Seid gegrüßt ihr Lieben
Ich weiß die Pausen meines nicht Schreibens wurden immer größer  und so befinde ich mich schon in den letzten 11  Wochen meines Aufenthaltes.
Zu Beginn des Jahres, und mit Erschrecken stelle ich fest, dass schon der dritte Monat desselbigen anbrach, fuhren wir mit einer Gruppe Kurzzeitlern wie mir in den Norden.
Der Norden war bis dahin für mich der als so schön überlieferter Ort von welchem man sagte, dass er nicht mehr als Kenia zu bezeichnen sei. Unsere Mission dort war es Essen unters Volk zu bringen, welches aufgrund einer Dürre hungert. Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, hält diese immer noch an  und kostete schon einige Menschenleben.
Im Truck






Vor'm Truck










Als wir nach der langen Fahrt also im Samburu Land ankamen,  verteilten wir schon auf dem Weg zu unserer Bleibe viele Säcke Mais und Bohnen unter der Bevölkerung.
Diese ist übrigens besonders interessant. Dass liegt vor allem daran, dass der Norden erst viel später evangelisiert wurde als der Rest Kenias. Dazu müsst ihr wissen dass die ersten Evangelisten Ost Afrikas viele kulturelle Eigenschaften der Stämme aufgrund des Glaubens stark kritisierten. Eine der stärksten Merkmale dafür ist die Kleidung. Demnach findet man die Kenianer im Norden kulturell bekleidet vor ,also bei den Samburu quasi gar nicht.
 Im Rest Kenias aber ist die Überzeugung der damaligen Missionare auf die Einheimischen übergegangen somit diese sich immer bedeckt halten, nach dem Motto: ein freies Knie sieht man nie.
Nach einem anstrengenden Tag also kamen wir auf dem Gelände Digunas an, welches als Ausgangsbasis für Einsätze wie diesen genutzt wird. Aufgrund der angenehmen Nachtwärme und der Abwesenheit von Mücken konnten wir einfach im Freien schlafen, was dank der ausbleibenden Lichtverschmutzung ein unglaubliches Sternen Spektakel darstellte.
Da unsere Hauptmission schon nach einem Tag erfüllt war, ging es die restlichen paar Tage darum die Gegend zu erkunden.
Bei dem Herabsteigen eines Berges geschah es leider, dass ich beim Klettern durch eine Felsspalte, den falschen Stein zum Festhalten wählte und mit diesem in der Hand dann 2 Meter tief stürzte. Ich landete auf weiteren Steinen und erfuhr Gottes Behütung als ich mich, abgesehen meines kleinen Fingers, unversehrt vorfand. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ich auf dem Rücken gelandete und den  Kürbis großen Stein noch ins Gesicht bekommen hatte. Der kleine Finger war gequetscht worden und blutete zu Beginn stark, was mir zusammen mit meiner Höhenangst doch einen tiefen wenn auch kurzen Schock bescherte. Aber was ich vorher auf dem Berg für einen Anblick genießen durfte gleicht alles aus:

 























Ein anderes in Diguna gern gesuchtes Spektakel war das Wild Wasser Rutschen:














Zwei Tage später ließ mir Gott ein weitere Geschenk zukommen: durch einen Zufall und leichtem Orientierungs Verlust begegneten wir einer völlig frei Lebenden Herde von acht Elefanten.




Auf dem Rückweg ereignete es sich leider, dass die Getriebe Steuerung unseres Trucks versagte und so mussten wir Kenia mit 35 Km/h durchqueren.=)
Wie ihr auch vielleicht noch erinnert, kam ich nach Diguna in dem Irrglauben dass meine Hauptbeschäftigung schweißen werden würde. Wie bereits erwähnt bestätigte sich dies nicht. Oder besser gesagt erst später:
irgendwann Anfang des Jahres war der Bauleiter der Station Tinderet  zu einem kleinen Baueinsatz in Mbagathi zugegen wobei es sich ereignete, dass in einem Gespräch zutage kam das in Tinderet zwar viel geschweißt würde, aber davon wenig hielte. Als jemand dann erwähnte dass ich das besser zu tun vermag, entschied dieser Bauleiter mich abzuberufen und umzustationieren. Und so begab es sich dass ich am 19 Januar die Station wechselte. Jetzt befinde ich mich also im Busch der Nandi Hills und lebe in knapp 2000 Metern Höhe auf dem Äquator. Dieser wunderbare Ort nennt sich Tinderet und beherbergt eine der Stationen Digunas. Die Hauptaufgabe dieser Station ist das große Kinderheim mit den dazugehörigen Schulen sowie einer großen Berufsschule, einer Schreinerei und einer großen Autowerkstatt
Hier lebe ich jetzt wahrscheinlich bis zum Ende meiner Zeit in Kenia und genieße es, raus aus der Stadt im Busch zu sein. Und muss erstaunt feststellen, wie sehr ich doch die Natur in Mbagathi vermisst hatte. Im Endeffekt  schweiße und konstruiere ich den ganzen Tag  unterschiedlichste Dinge von Geländern bis zur Kaffeeschälmaschiene.
Da ich vor 3 Wochen eine Feldesse in einem Lager gefunden habe ist meine Haupt Wochenend Beschäftigung inzwischen das Schmieden.
Ein bisschen vermisse ich an den Sonntagen die englischen Gottesdienste Nairobis. Die Buschgottesdienste sind zuweilen ganz schön, aber nicht meiner Art an einem Sontag Gott zu dienen.


Generell geht es mir hier ziemlich gut und ich freue mich auf meine noch verbleibende Zeit in Kenia.
Liebe Grüße Samuel

Mittwoch, 11. Januar 2017

Nachrich aus der Geschäftigkeit



Habari zenu
Hoffe euch geht es gut und entschuldige mich  im gleichen Zuge für die lange Pause des Schreibens , aber es passierte so viel in letzter Zeit, dass ich keine Zeit fand mich hinzusetzten und zu schreiben.

Warum ich jetzt Zeit finde erklärt sich recht einfach …
seit dem letzten Donnerstag ist „Closing Time“ in Mbagathi und nahezu alle Einheimischen sind zu ihren Familien zurückgekehrt um die Weihnachtzeit mit den ihrigen zu verbringen.
Demnach ist der in Kenia als so ehrwürdig angesehene Job des  „Watchmans“, welcher eigentlich nicht viel mehr als einen Pförtner darstellt, mir für diesen Morgen zugefallen. Da auf Station gerade nicht al zu viel los ist habe ich also endlich Zeit zu berichten was mich die letzten Wochen so geschäftig hielt.



Wo ich gerade darüber nachdenke, was nach dem letzten Bericht so passiert ist, fällt mir auf wie lang ich schon nichts mehr postete.=)
Magadi
Einer unserer Wochenendausflüge führte uns nach Magadi. Dies ist das magische Wort für einen malerischen Ort zu dem es alle möglichen Digunamenschen immer wieder zieht.
Im Prinzip handelt es sich um einen abgelegenen Ort  an dem heißes Wasser aus einer Quelle kommt  und an einer Stelle eine natürliche Badewanne bildet.Wir hatten eine sehr schöne zeit inmitten Gottes Natur.

















Ich glaube irgendwann nach Magadi, also Anfang November, fing die Campzeit an. Welche den Stationsalltag doch deutlich abänderte.
Als Camps werden hier einwöchige Freizeiten auf Station bezeichnet, an welchen um die 200 13- bis 20-jährige Jungs und Mädchen unterschiedlichster Lager teilnehmen.
Eine wunderbare Zeit, um Jugendliche zu erreichen, Beziehungen zu knüpfen, Irrlehren aus jungen Köpfen zu streichen und abertausende Fragen über Deutschland zu beantworten: „Stimmt es, dass Deutsche Geld für das Essen ihres Hundes ausgeben?“  So oder so ähnlich sah es dabei aus. Obwohl man dabei sehr vorsichtig sein musste, denn wenn man erzählte , dass es in Deutschland Möglichkeiten gäbe, bei denen man Geld verdienen und gleichzeitig einen Beruf erlernen konnte, wollten dann doch die meisten der Zuhörer auswandern. Das ist darauf zurückzuführen, dass die größte Sorge der meisten kenianischen Familien ist, dass sie eines Tages das Schulgeld nicht mehr bezahlen könnten.
Aber rückblickend muss ich sagen, dass die Camps doch eine recht segensreiche, wenn auch ziemlich anstrengende Zeit war da sie sich über 5 Wochen aneinander reihten und wenig  Zeit zum Ruhen ließen.




Im zweiten Camp  hatte ich die Aufgabe, eine Wanderung mit einer Gruppe von Jugendlichen zu machen, und das 4 Tage die Woche, was meine Beine dann doch etwas strapazierte. Eine Begebenheit während dieser Wanderungen möchte ich mit euch teilen:
Am dritten Tage, nachdem mir die Route, die wir gingen, doch arg öde geworden war, entschied ich mich diese einmal abzuändern. Ich schaute auf Google Maps und fand einen Rundweg
 (bis dato waren wir immer nur einen Weg hin und den gleichen wieder zurück gewandert). Also ich fand zwei Wege, die sich auf der Karte ziemlich nahe kamen, und demnach entschied ich den Weg zwischen diesen beiden einfach selbst zu suchen.
Also gingen wir den Weg, welchen ich im Vorhinein erwählte und alle vertrauten auf meine Weg-Führungsqualitäten. Meine Aufgabe war also so zu tun als wüsste ich den Weg, was aber nach kurzer Zeit nicht mehr der Fall war, denn Google sagte mir an, einen Fluss zu überqueren, welcher aber einfach nicht da war. Von nun an führte ich also nach Gefühl.
Dieses leitete mich dann schlussendlich doch noch zu dem besagten Fluss, oder besser Bach,  und die Überquerungsstelle bot mir folgenden Anblick: ein sieben Meter ziemlich zerlegter  Abhang tat sich auf, an dessen Ende das Bachufer auf uns wartete. Das Problem war, dass wir diese Stelle, welche eigentlich der Viehtränken  bedacht war, völlig durchnässt  vorfanden, da es kürzlich erst heftigst geregnet hatte. So stand uns also eine ordentliche Rutschpartie bevor.


Solche Situationen bin ich aus dem Bergischen gewohnt und schnappte mir die Hand des ersten und begann langsam meine Longboard-Fähigkeiten auf Schlammabfahrt anzupassen. So bildete ich mit den ersten  10 Leuten eine Schlange, die sich gegenseitig stützte und wir erreichten ohne einen einzigen Schritt zu tätigen das Ufer.
Die Mädchengruppe, welche unserer Technik  zuerst nicht zu trauen schien, sich dann aber nach der Erfolgserkenntnis selbst  aus den Weg begab, nutzte  auch die Möglichkeit, sich gegenseitig halten zu können.
Als dann aber die erste hinfiel wurde das Feature zum Bug und alle ließen sich eine schlammige Rutschpartie gefallen. Also alle außer die Rutschenden selber. Triefend vor Schlamm aber lebendig kamen wir also auf der anderen Seite des Baches den Hügel hinauf gestapft und fanden dann auch den erhofften  Weg, mussten aber erschreckenderweise  feststellen, dass wir uns im Nairobi National Park befanden. Aber da sich die Gazellen genauso wenig an uns wie wir an ihnen störten, war das kein Problem, denn nach wenigen Metern kamen wir auch schon an die ersten Ausläufer der Vorbezirke Nairobis. Trotz der durchnässten Kleider herrschte eine ausgelassene Stimmung unter den Campern und gute Gespräche sind nach solch einem  gemeinsamen Erlebnis besser und tiefer.



Das letzte Camp des Jahres war ein sogenanntes external (Externes) Camp. Welches eigentlich nur heißt, dass Diguna ein kleines Team von Mitarbeitern aussendet um  bei einem von irgendeiner Kirche organisierten Camp mitzuarbeiten. Für die Youth ministry hieß das: auf an die Küste in das Land der Samburu(Stamm). Die Camps dort sind für uns echt unvorstellbar. Die Planung sah 3 Predigten und 3 Bibelarbeiten pro Tag vor, was bei solchen Camps Standard ist. Und da kommt Diguna ins Spiel. Wir sorgten dafür, dass weniger gepredigt und mehr gespielt wurde um den Campern auch Möglichkeit zur sozialen Interaktion zu geben. Hierbei kam ich wohl endgültig zu der Erkenntnis, dass es für Menschen wie mich, die die Sprache der Einheimischen nicht beherrschen, jegliche Art der Evangelisation fast unmöglich ist. Einerseits konnten die wenigen die Englisch konnten wegen meiner für sie so ungewohnten Aussprache nichts verstehen andererseits trauten sich die meisten gar nicht, mir als Weißem überhaupt ins Gesicht zu schauen. Ich schäme mich für das Bild welches jeglicher weißer Mensch zuvor auf eine dieser Personen abgegeben hat . Aber grade daher freue ich mich umso mehr, mich so viel praktisch einbringen zu können. Denn Reparaturen finden in diesem Land nie ein Ende und somit bin ich doch sehr hilfreich in vielen unterschiedlichen Stellen.
Eine Kröte mit Schnapp und Schild gerüstet kreuzte unseren Weg
Da Stromausfall herrschte, kappten wir den Stromanschluss und steckten die beiden Litzen in eine Mehrfachsteckdosenleiste, welche vom Generator angetrieben wurde: Abenteuerlich aber effizient .

Nach dem Camp wurden wir von einem Mitarbeiter namens Salim (Ja, er war Muslim bevor er sich bekehrte) zu sich nach Hause nach Mombasa eingeladen. Spontan nahmen wir an, was hieß, dass sich ein Einheimischer aus Mombasa mit 4 Deutschen und einem Nairobi-Kenianer auf dem Weg an den indischen Ozean machte. Normalerweise sieht ein Mombasa Urlaub sehr strand- und ruhelastig aus, sodass man nachts in seinem Bett einkehrt und vor lauter Inaktivität noch schnell ein Schweißbad im eignen Bett vollführt. Aber unserer kam glücklicherweise anders. Salim hatte gerade Semesterferien und demnach viel Zeit uns alles zu zeigen, was er als wichtig erachtete. Dies hieß, was ich sehr begrüßte, dass wir eine kulinarische Rundreise in der Küstenstadt machten um unter Schau zu stellen, dass Kenianer mehr als Mais und Bohnen kennen und können. Diese Beweisführung hat mich in den Genuss unterschiedlichster Köstlichkeiten vom Straßenrand gebracht, die mich alle hellauf begeisterten. Zum Beispiel panierte, frittierte Kartoffelstückchen mit Kokosnuss  und Porridge (so etwas wie Grießbrei). Das wichtigste dabei ist einfach, dass die Mombassarianer Gewürze mögen und benutzen, was uns natürlich ungemein zusagte, da wir im Externalcamp  vorher eine Woche nur ungewürzte Bohnen, Mais  und Reis aßen. Wir besuchten interessante Orte wir das UNESCO Weltkulturerbe Fort Jesus, die schlichte Nichtexistenz von Brücken in Mombasa, weswegen völlig überfüllte Fähren den Verkehr regeln, eine Kirche im Moscheekleid und und und. Außerdem aßen wir bei Moslems zuhause ganz swahilisch auf dem Boden oder erlebten, wie in einem Restaurant auf einmal das gesamte Personal fehlte, da dieses zu Beten aufgerufen wurde. Mich beeindruckte, ganz entgegen meiner Mombasa Assoziation, das friedliche Zusammenleben beider  Religionen. Frieden auch in der Hinsicht, dass man selbst schon wenn es dunkel ist noch Kinder beim Spielen auf den Straßen hat. In Nairobi währe selbiges ein Ding der Unmöglichkeit, wegen der starken Kriminalität.

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Mombasas Stadtbücherei



Freitag, 28. Oktober 2016

Outreach



Mambo ihr Lieben
Sorry für die lange Pause, aber dass die Abstände zwischen Geschriebenem größer werden würden prophezeite ich ja schon.
 
Eigentlich war der Plan am Mittwoch zu veröffentlich, Leider kam ein Malaria-Schub dazwischen, der mich, dank frühem medikamentösen Eingriff, nur zwei Tage aus der Bahn warf.  
Also:
Nach den Monaten des Einlebens und Arbeitens ging am 10.10 der erste Missionseinsatz der Youthministry, welcher ich zugeteilt bin, los.
Unser Ziel wurde mir im vor hinaus als Loita Hills, Kenia beschreiben. Viel mehr Informationen gab es nicht. Da ich außerdem als einziger Weißer mitfahren sollte, war ich gespannt oder eventuell auch geängstigt auf das kommende.
Luxus
Loita Hills ist ein Teil des Massai Landes an der Grenze zu Tansania und liegt schrägt über dem Massai Mara Nationalpark im County Narok. Massai Land heißt, dass in diesem Landstrich der Stamm der Massai lebt, welcher ja grade in Europa recht bekannt ist.
Untergebracht waren wir im Haus eines ortsansässigen Pastores, der uns seine ehemalige Behausung zur Verfügung stellte. Für uns hieß das: Betten! eigenes Klo und Dusche, und das allein ist ein maßloser Luxus!
Wer von euch jetzt die europäischen Vorstellungen von Klo und Dusche hat, den muss ich leider enttäuschen. Klo heißt Wellblechhütte mit Loch im Boden und Dusche heißt Wellblechraum daneben ohne Loch im Boden. Als ich dann das erste Mal aus einem Wasserkübel duschte (was gar nicht so anders ist als im Fluss), war ich doch erstaunt, dass man sich selbst nach einer Waschung mit derart dreckigem Wasser so frisch fühlen kann.
Auf dem Grundstück unseres Gastgebers leben so ziemlich alle Haustiere außer Pferd und Schwein.
Die daraus resultierende Geräuschkulisse war, sagen wir, gewöhnungsbedürftig. Gerade Esel und Hahn setzten mir um 5 Uhr morgens zu, was dann mit meinen Träumen der Tagesverarbeitung einen  komischen Cocktail des Erwachens ergab.
Unser Gastgeber selbst ist das Perfekte Beispiel für das Pastorenamt in Kenia, welches in meinen Gedanken manchmal ein Grund wahrer Besorgnis darstellt.
Bis vor ein paar Jahren konnte sich in Kenia  noch jeder als Pastor betiteln. Wobei betiteln das richtige Wort ist, da es eher als Titel als als Amt verstanden wird.
Zum Glück fordert das Pastor sein seit ein paar Jahren jetzt ein Zertifikat des Staates. (Kenianer lieben Zertifikate!!!) und zum Glück wurde das Predigen zum Gelderwerb im Radio und Fernsehen verboten!
Denn Folgendes begegnete mir im Radio: Eine Frau predigte, und zitierte aus dem Gleichnis vom verlorenen Sohn: Der jüngere Sohn sagte zu seinem Vater: „Ich möchte meinen Erbteil von deinem Besitz schon jetzt haben“ […].(NLB Lukas 15 v.12) Daraufhin forderte sie die Zuhörer allen Ernstes auf, ihm dies gleich zu tun und ihr diesen Erbteil doch bitte zu geben, denn das sei was der Herr wolle.
Warum unser Gastgeber nun das perfekte Beispiel ist? Wenn einem in Kenia der Titel des Pastors nicht mehr reicht, setzt man vor seinen Namen ein „Bishop“. Dabei ist es witzigerweise egal, dass die Kirchen eigentlich alle protestantisch sind. Dieser Bischof ist dann also der Leiter mehrerer Kirchen im Land. Doch der Ehre nicht genug, setzt der Unsere noch ein DR. dazwischen.
Dies klingt nun alles sehr negativ, was es aber nicht ist! Ich hab viele gute Pastoren getroffen, die in diesem Land wirklich ein wahrer Segen sind! Worunter auch unser Gastgeber vorzufinden ist.
Was wird auf einer solchen Campaign eigentlich gemacht?
Die Antwort ist evangelisiert.
Und zwar dies auf verschiedenste Art und Weise, so haben wir zum Beispiel am ersten Tag auf dem Marktplatz des nahegelegenen Dorfes einen Einsatz gehabt, mit ein bisschen Musik und einer Predigt, oder eben von Haus zu Haus, um den Leuten ganz persönlich die gute Nachricht zu bringen.

Ein solcher Zaun umgiebt hier jedes Haus und Grundstück


Massai
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich in die Menschen der Massai verlieb habe.
Warum, zeigt folgende Beschreibung:
Vorletzten Samstag bestrebte es mich, einen nahegelegenen „Berg“ zu besteigen, der die Gegend, welche Loita Hills genannt wird, zu dessen Namen verhilft.

Als ich nun oben angekommen zu meinem Erstaunen welliges Weideland fand, auf welchem Schafe gemütlich grasten und welches mich ein bisschen an Bilder von Wales nur ohne Regenwolken erinnerte, sah ich 2 Hirten in einiger Entfernung stehen.
Wie ich schon gelernt hatte, ist es in diesem Landstrich üblich, sich wann immer möglich zu grüßen und sich aneinander zu freuen. So ging ich also zu diesen Hirten, wie ich dachte, und grüßte mit meinen dürftigen Massai Sprachkenntnissen. Die beiden Gegenüber freuten sich sehr und ein Gespräch entfachte, welches einfach ohne Laute voranging, denn keiner der beiden konnte Englisch.
Ich hab mich noch nie so wortlos mit einem Menschen unterhalten. Doch fand ich dann im „Gespräch“ heraus, dass ich Pastor Josef getroffen hatte. Als ich ihm dann meinen Plan erklärte, die Gegend erkunden zu wollen, wurde er prompt mein Führer. Wir beteten zusammen und er führte mich schlussendlich bis zu meiner Unterkunft zurück, wo ich ihn dann zum Essen einlud. Dieser Mann ist einfach 1 ½ Stunden mit mir rumgelatscht; in Deutschland nahezu unmöglich.

Es bestätigte mir, dass diese Leute einfach sehr herzlich sind, eine Kultur mit Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Dies hat mich sehr beeindruckt.
Eine andere interessante Begegnung hatte ich mit den Massai, als ich einen ehemaligen Mitarbeiter des großen Nationalparks Massai Mara traf. Der Tourismus um die Massai herum ist tatsächlich schon längst Teil der Kultur geworden, da es für viele Menschen dieses verhältnismäßig kleinen Stammes eine berufliche Beschäftigung darstellt. Das Interessante an dieser Person jedenfalls war, dass Sprachtalente nicht nur an Universitäten gefunden werden… das erkannte ich, als er mich auf Deutsch ansprach und mir im Laufe des Abends erzählte, dass er über 20 Sprachen könne. Deutsche Worte in den Untiefen des asphaltfreien Busches Kenias zu hören, war eine schöne Abwechslung zu den mir unverständlichen Lauten, die sonst um mich rum ertönten. Die Sprache Massai erinnert mich an einen Genuschelten Spanischen Rap in Zungenknotender Geschwindigkeit. Die Redseligkeit der Loita machte Spaß, wenngleich es für mich nichtssagend war. Aber daran gewöhnte ich mich erstaunlich schnell.
 
Autopanne
So richtig nützlich fühlte ich mich das erste Mal bei einem Problem mit der Bremsanlage unseres Autos, welches mit mangelnder Bodenfreiheit gänzlich ungeeignet für diese Gegend war. Als wir nach zwei Tagen dann die falschen Ersatzteile bekamen, konnte ich die linke Vorderbremse mit einem Dorn eines Busches vom Rest der Anlage trennen. Somit waren die restlichen Fahrten ein interessantes Drift- und Rutsch-Abenteuer. Not macht erfinderisch.

(Übrigens hat es durchaus seine Vorteile, nichts zu haben als Zeit. So kam es, dass ich in der Ersatzteile-Wartezeit gut 1/3 der Bibel Las.)
Gottesdienst
Sontags gingen wir dann in die größte Gemeinde der Gegend, für mich in vielerlei Hinsicht ein anstrengendes Unterfangen. Aber abgesehen von sechs Stunden Gottesdienstlänge und einem Wirrwarr mir nicht geläufiger Sprachen, waren die Massai Tänze auf die 3 Akkord 1 Satz Lieder doch ganz unterhaltsam. Diese Menschen sind einfach mit fröhlichen Herzen gesegnet, denn eins dieser Lieder geht meist 15 Minuten und es ermüdet sie ganz und gar nicht, in hüpfenden Schlangen das Gebäude zu verlassen um dann genauso hüpfend an anderen Eingängen wieder freudestrahlend zu erscheinen. Dies ist natürlich eine Angelegenheit, die hauptsächlich den Frauen obliegt, wie so ziemlich alles in dieser Kultur.
Zimmerkamerad
Seit dem ersten Oktober habe ich jetzt einen solchen. Ich betrachte ihn als die größte Herausforderung meines Lebens, und bin ganz gespannt, mich dabei selbst zu beobachten. Denn er Ist der einzige Mensch der Station, mit welchem ich nicht klarkomme. Dass er mich nicht mag, liegt daran, dass ich wohl eine Konkurrenz in seinen musikalischen Aufgaben bin. Wahrscheinlich war es hinderlich, dass ich gleich zu Beginn meiner Zeit hier ihm ein paar Ratschläge am Klavier zukommen ließ, als ich ihm beim Spielen antraf. Dass er und die meisten ihn als Musikalischen Genius verstehen, konnte ich nicht ahnen oder hören und so hab ich wohl seinen Stolz verletzt und mich gleich in eine denkbar unangenehme Position gebracht. Seit dem das musikalische Bindeglied im Indischen Ozean ertrank, ist Musik und wir auf dieser Station schwierig. Und so kommt es, dass ich meine Band sehr vermisse.
Andere Schwierigkeiten entstanden, als ich herausfand, dass er ein Ordnung liebender Mensch ist. Die meisten Leser wissen, dass dies ein grober Gegensatz zu meiner tiefsten Charaktereigenschaft ist. 
So heißt mein Leben jetzt drei Mal die Woche Putzen.
Ich hab noch nie in meinem Leben
so viel Wortlose Zeit mit
einem Menschen verbracht.


Gut, Schlussendlich gilt zu sagen, dass es mir gut geht und die Zeit echt verfliegt.
Liebe Grüße aus dem staubigen Nairobi =)